Zeitzeugen

Alle Fotoporträts sind von KEYSTONE/Peter Klaunzer ausser Paul Schwarz, Beat Eymann, Veronika Ursula Ammann-Lehmann und Herbert Keller (Privatarchive). David Gogniat

Ich wurde am 19. Januar 1939 im Berner Frauenspital als uneheliches Kind geboren. Mein leiblicher Vater war damals von seiner Frau aus erster Ehe bereits geschieden. Aus dieser Ehe habe ich noch eine Halbschwester. Nachdem ich meine Akten erhalten habe, suchte ich lange nach ihr und fand sie durch die Unterstützung zweier Personen gleichen Familiennamens vor kurzem und lernte sie endlich kennen. Meine leiblichen Eltern haben dann auch irgendwann geheiratet. Aus dieser Ehe gingen 1940 eine erste Schwester, 1941 eine zweite und 1943 ein jüngerer Bruder hervor. Wir lebten damals in einer Wohnung im Murifeld in Bern. An meinen Vater habe ich keine Erinnerung.
Biografie

  Charles Probst

Als Kleinkind, kaum jährig, wurde Jean zu Pflegeeltern gebracht und einige Jahre später zu einem Bauern verdingt. Die leibliche Mutter sah er erst mit 11 Jahren wieder, zurück zu ihr und ihrer Familie konnte er aber nicht. Trotz Erziehungsheim schaffte er es, sich in der Berufslehre und ihm Leben zu bewähren.
Biografie




  Rita Soltermann

Ich kam am 31.Dezember 1938 in Burgdorf zur Welt. Meine Mutter war Hausfrau, mein Vater arbeitete als Pflästerer, er war in der Stadt Burgdorf angestellt. Leider war diese Arbeit, welche sicher sehr hart war, seiner Gesundheit nicht förderlich, denn er war sehr oft krank im Spital, so dass er am 28.Februar 1943 im Alter von 34 Jahren im Inselspital Bern starb. Ich war die Zweitälteste von 4 Kindern, mein Bruder hat Jahrgang 1937, ich 1938, die Schwestern Käthi 1940 und Doris 1941. Wir bekamen alle einen Beistand. Durch die Krankheit meines Vaters wurden wir laut den Akten damals schon längere Zeit von der Fürsorge unterstützt.
Biografie

  Rudolf Züger

Ich wurde am 23. Februar 1942 als zweitjüngstes Kind geboren. Vor mir kamen bereits 4 Schwestern, eine Halbschwester und zwei Brüder auf die Welt. Später folgte noch die jüngste Schwester. Meine Mutter war ein Adoptivkind. Mein Vater blieb, weil ohne Lehre, Hilfsarbeiter mit unterschiedlichen temporären Gelegenheitsjobs. Zur Zeit meiner Geburt war er gerade in Oberägeri als Torfstecher beschäftigt. Die ersten 16 Monate verbrachte ich im Familienkreis. Da der Lohn für die vielköpfige Familie nirgends hinreichte, versuchte der Vater alle Kinder loszuwerden und in ein Kinderheim zu verfrachten.
Biografie

  Paul Schwarz

Paul Schwarz wurde 1972-76 von der Vormundschaftsbehörde wegen der Scheidung der Eltern bei grässlichen Bauersleuten in der Gemeinde Belp verdingt. Schier unglaublich, was er alles erleiden und erleben musste. Obwohl hochintelligent hielt man ihn wie den letzten Knecht, liess ihn kaum die Aufgaben machen, so dass er die Sekundarschule mit schlechteren Noten beendete, als er es verdient hätte. Nach der Landschaftsgärtnerlehre wanderte Paul Schwarz nach Kanada aus, liess damit die schlimme Kindheit und eine bittere Erinnerung an die Schweiz hinter sich, machte sich selbständig und holte auch den verpassten Universitätsabschluss nach.
Biografie

  Hugo Zingg

Hugo Zingg kam 1936 im Berner Mattequartier in einer Arbeiterfamilie zur Welt. Sein Vater war Mechaniker. Seine frühen Kinderjahre verbrachte erbis kurz vor Schuleintritt in einem sogenannten Kinderheim in Kleindietwil im Oberaargau. Der Besitzer, ein Coiffeur, hatte mehrere fremde Kinder gegen ein Kostgeld in Pflege. Im Winter 1942/43 wurde er auf einen Bauernhof mittlerer Grösse im Gürbetal verdingt. Er wurde für alle Arbeiten in Feld, Haushalt und Stall eingespannt. Geschlafen hat er im ungeheizten, finsteren Gaden zusammen mit dem jungen Knecht, der vor ihm auch schon Verdingbub gewesen war.
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Hugo Zingg
  Armin Leuenberger

Ich wurde am 13. Oktober 1945 im Tiefenauspital in Bern geboren. Meine leiblichen Eltern waren unverheiratet und lebten nicht zusammen. Ich bekam den Namen des Vaters, Armin Bächli. Meine Mutter hatte einen Beistand. Auch mir wurde 1947 ein Beistand zugeordnet. In einem kuriosen Verfahren verneinte das Bezirksgericht Zurzach 1946 auf Betreiben der Heimatgmeinde die Vaterschaft, weil mein Vater damals im Gefängnis sass. Ich erhielt nun den Familiennamen meiner Mutter, Leuenberger.
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  Kurt Gäggeler

Ich wurde am 3. November 1951 in Bern geboren. Das erste Lebensjahr in Bern verlief fast normal bis auf einen Trümmerbruch der Nase im Laufgitter der ohne ärztliche Abklärung blieb. Der Vater arbeitete beim Bauamt der Stadt Bern und war jeweils den ganzen Tag abwesend. Die Mutter hatte scheinbar kein grosses Bedürfnis, zu mir zu schauen, so ging ich, sobald ich gehen konnte im Haus „klingeln“ und lud mich jeweils selber zum Essen ein. Ich habe eine 1 ½ Jahre jüngere Schwester. An Erlebnisse mit ihr in Bern erinnere ich mich nicht mehr. 1955 im Frühling dann der Wegzug von Bern für mich zu Bekannten aus der Jugendzeit meines Vaters (eine Pflegefamilie, aber verdingt wie alle andern), Kleinbauern in der Gemeinde Schwarzenburg...
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Hugo Zingg
  Elisabeth Marti

Ich wurde 1933 als Zweitälteste in Lützelflüh (BE) geboren. Am Schluss waren wir vier Kinder. Das erste Jahr konnte ich noch bei der Mutter bleiben. 1937 starb mein Vater an einer Blutvergiftung. Von uns Geschwistern wurden drei an unterschiedlichen Orten bei Bauern verdingt. Zuerst brachte die Mutter auf Geheiss der Behörden meine zwei Brüder zu den entsprechenden Pflegefamilien in Mungnau (BE). Einen Tag später packte sie meine wenigen Sachen in eine kleine Kartonschachtel. Wir machten uns zusammen auf den Weg. Unterwegs meinte sie plötzlich, sie habe etwas vergessen. Ich solle beim Gasthof warten, während sie es hole...
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Elisabeth Marti
  Uschi Waser

Ich wurde am 13. Dezember 1952 in Rüti im Kanton Zürich geboren. In den Akten steht, dass ich zuerst in eine Pflegefamilie und dann ins Kinderheim Friedheim ebenfalls in Rüti kam. Als Tochter einer Jenischen (so wurden die Fahrenden in der Schweiz bezeichnet und den Zigeunern gleichgesetzt) wurde für mich durch den Leiter des Hilfswerks Kinder der Landstrasse der Pro Juventute, Herrn Siegfried, am 2. Juni 1953 eine Vormundschaft verfügt. Der Makel einer verfemten Minderheit anzugehören, verfolgte mich über lange Jahre. Im gleichen Jahr folgte eine Pflegefamilie in Samedan im Kanton Graubünden...
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Uschi Waser
  Beat Eymann

Ich wurde am 23. September 1956 in Bern geboren. Die ersten sechs Jahre verbrachte ich bei meinen Eltern und meiner Schwester in Münchenbuchsee. Weil mein Vater in dieser Zeit straffällig wurde und das Geld nicht reichte, musste meine Mutter vermehrt arbeiten. Im Jahr 1966 wurde die Ehe meiner Eltern geschieden. Meine Mutter wollte keinesfalls, dass ich ein Schlüsselkind wurde. Deshalb platzierte sie mich vor dem Schuleintritt bei einer alleinstehenden alten Frau in Aetigkofen im Kanton Solothurn, wo ich von 1962 bis 1966 als Pflegekind weilte. Denn spätestens nach der Scheidung hätten die Gemeindebehörden wohl eingegriffen, mich bevormundet und irgendwo platziert...
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Beat Eymann
  Veronika Ursula Ammann-Lehmann

Ich wurde im Frühjahr 1950 zusammen mit meinem Zwillingsbruder in Dürrenäsch geboren. Später zogen meine Eltern in Dürrenäsch in eine andere Wohnung Richtung Teufenthal, wo wir bis 1954/55 blieben. Meine Eltern waren 1948 aus Schlesien/Polen zusammen mit meiner älteren Schwester in die Schweiz emigriert. Die Schwester war damals drei Jahre alt. Der Vater hatte meine Mutter und die Schwester über die polnisch, deutsche Grenze geschmuggelt. Die Familie kam nachdem Grenzübertritt zuerst nach Brunnen/Schwyz in die Quarantäne. Dort wurde 1948 mein älterer Bruder geboren...
Biografie

Veronika Ursula Ammann-Lehmann
  Herbert Keller

Ich wurde am 26. August 1946 im Säuglingsheim in Herrliberg ZH geboren und bekam den Familiennamen meiner Mutter, Keller, da der Vater angeblich unbekannt war. In den Akten fand ich später den Brief meiner Mutter, indem sie schrieb, sie verzichte auf mich als ihr Kind. Danach verschwand sie. Sie ging nach England und heiratete dort. Danach kam ich zu den kinderlosen Pflegeeltern Schöneberger nach Mitlödi im Kanton Glarus. Der Pflegevater war Handelsreisender von Beruf. Auch die Pflegemutter arbeitete, sie hatte deshalb wenig Zeit für mich, und deshalb wurde ich tagsüber an wechselnden Plätzen im Dorf betreut...
Biografie

Herbert Keller
  Boris Scavezzon

Im Jahr 1964 erblickte ich in Zürich das Licht der Welt. Meine Eltern, welche beide aus Norditalien stammten, kamen Mitte der 1950-Jahren in die Schweiz und lernten sich hier kennen und lieben. Wir wohnten zu viert in einer 3-Zimmer-Wohnung in Zürich-Wiedikon. In meinen jungen Jahren fing die Zeit von und mit Schwarzenbach an, dessen Initiative im Jahr 1971 knapp vom Schweizervolk abgelehnt wurde. Meine Eltern fürchteten diese Abstimmung, da sie nicht wussten, wohin sie mit ihren zwei kleinen Kindern hinziehen sollten, falls man sie aus der Schweiz fortjagen würde...
Biografie

Boris Scavezzon